Die nachfolgenden Reisen: Expansion und Etablierung europäischer Macht in der Neuen Welt
Die Entdeckung der Neuen Welt durch Christoph Kolumbus im Jahre 1492 war kein einmaliges Ereignis, sondern der Beginn einer langen Reihe von Expeditionen, die das Antlitz der Welt verändern sollten. Dieser Artikel widmet sich den nachfolgenden Reisen von Kolumbus sowie den frühen Bemühungen, dauerhafte europäische Kolonien in der neu entdeckten Welt zu etablieren.
Wir beleuchten die Herausforderungen, Erfolge und das Vermächtnis dieser kühnen Unternehmungen.
Die zweite Reise: Eine Mission der Kolonisierung
By Edward the Confessor – Own work, CC BY-SA 4.0, Link
Nach dem Erfolg seiner ersten Reise erhielt Kolumbus von den spanischen Monarchen Isabella von Kastilien und Ferdinand von Aragon die notwendige Unterstützung für eine zweite Expedition. Diese sollte größer und ambitionierter sein als die erste. Im September 1493 brach Kolumbus mit einer Flotte von 17 Schiffen und etwa 1200 Männern auf, darunter Handwerker, Priester und Soldaten, was die Absicht der Spanier verdeutlichte, eine dauerhafte Präsenz in der Neuen Welt zu etablieren.
Die Flotte landete auf verschiedenen karibischen Inseln, darunter Dominica, Guadeloupe und schließlich Hispaniola, wo Kolumbus die erste europäische Siedlung in der Neuen Welt, La Navidad, auf den Ruinen des während seiner ersten Reise errichteten Forts gründete. Die neue Siedlung, die bald Isabela genannt wurde, nach der spanischen Königin, sollte das Verwaltungszentrum der spanischen Kolonie werden.
Die Herausforderungen der Kolonisation
Die Errichtung einer stabilen Kolonie war jedoch mit erheblichen Schwierigkeiten verbunden. Konflikte mit den indigenen Taíno, Krankheiten und ein unzureichendes Verständnis des lokalen Klimas und der Agrarbedingungen führten zu Lebensmittelknappheit und hoher Sterblichkeit unter den Kolonisten. Zudem waren die Spanier schlecht auf die harten Bedingungen vorbereitet und viele der mitgebrachten Pflanzen und Tiere überlebten nicht.
Beziehungen zu den Taíno
Die Beziehungen zwischen den Spaniern und den Taíno, die anfänglich von Neugier und vorsichtiger Gastfreundschaft geprägt waren, verschlechterten sich rasch. Kolumbus‘ Forderungen nach Gold und Arbeitskraft sowie brutale Unterdrückungsmaßnahmen führten zu Aufständen der Taíno. Diese wurden von den Spaniern erbarmungslos niedergeschlagen, was zu einer massiven Reduzierung der indigenen Bevölkerung durch Gewalt und eingeschleppte Krankheiten führte.
Die weiteren Expeditionen
Die dritte und vierte Reise von Kolumbus (1498–1500 und 1502–1504) zeigten, dass der Drang nach weiterer Erkundung und Ausbeutung der Ressourcen der Neuen Welt ungebremst war. Während seiner dritten Reise entdeckte Kolumbus die Küste des heutigen Venezuela, was die erste Landung auf dem südamerikanischen Kontinent darstellte. Diese Entdeckung war bedeutend, da sie die These widerlegte, dass es sich bei den neu entdeckten Gebieten lediglich um Inseln vor der asiatischen Küste handelte.
Die Gründung weiterer Kolonien
Die etablierten und neu gegründeten Kolonien, darunter Santo Domingo auf Hispaniola, das als erste dauerhafte europäische Stadt in der Neuen Welt gilt, dienten als strategische Stützpunkte für die weitere Expansion. Santo Domingo wurde das administrative und religiöse Zentrum der spanischen Kolonien in der Karibik. Von hier aus wurden Expeditionen organisiert, die weiter in das Innere des Kontinents vordrangen.
Vermächtnis und Kritik
Die nachfolgenden Reisen von Kolumbus hatten nicht nur die Erweiterung des spanischen Imperiums zur Folge, sondern auch tiefgreifende Auswirkungen auf die indigenen Kulturen. Die gewaltsame Kolonisierung führte zur Zerstörung vieler indigener Gemeinschaften und Kulturen. Kolumbus selbst wird heute kritisch betrachtet, da er die Tür für die Kolonialherrschaft und die Ausbeutung der Neuen Welt öffnete.
Reflexion der modernen Geschichtsschreibung
In der modernen Geschichtsschreibung wird die Rolle von Kolumbus und die Auswirkungen seiner Reisen zunehmend hinterfragt. Diskussionen über die moralischen Aspekte der Entdeckung und Kolonisierung, insbesondere die Behandlung der indigenen Bevölkerung, sind zentral in der Bewertung seines Erbes. Die Anerkennung dieser dunkleren Seiten der Entdeckungsgeschichte ist entscheidend für ein umfassendes Verständnis der globalen Geschichte.
Die Erkundung und Kolonisierung der Neuen Welt durch Christoph Kolumbus bleibt ein komplexes Kapitel der Weltgeschichte, das sowohl von beeindruckenden Entdeckungen als auch von menschlichen Tragödien gezeichnet ist. Sie bietet wichtige Einblicke in die Dynamik der Macht und die Folgen der Begegnung unterschiedlicher Kulturen.
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Titelbild Copyrights: Second voyage of Columbus. Map uses the original Spanish names which Columbus would have known the locations as. The map should show arrows to represent which way they got in and which way they got out. - CC BY-SA 3.0